MementoMori im Jahr 2021
Der in Australien am 8.8.2013 ins Leben gerufene „Dying to Know Day“ fand 2021 zum zweiten Mal in Österreich statt. Der Tag erinnert Menschen an die eigene Sterblichkeit und lädt ein, dem Tod mit der selben Neugier wie anderen Aspekten der menschlichen Existenz zu begegnen.
"Der Mensch ist wie die Kunst im Freien bunt, individuell und ab und zu möchte jed*er etwas mitteilen und sich besonders hervorheben. Ein zartes Band zwischen Streetart und dem Leben ist die Vergänglichkeit. Weder der Mensch noch Graffitis sind für immer. Ganz langsam verblassen sie und leben in Erinnerungen weiter", erklärt Verena Brunnbauer von Verein sagbar die Motivation für das Thema des Tages "Streetart und Vergänglichkeit".
Clemens Frauscher, Verwalter des St. Barbara Friedhofs, freut sich darüber, dass es an diesem Tag gelungen ist, innovative Wege der Auseinandersetzung mit Tod, Trauer und Sterben zu entwickeln und so das "alte" Thema des "Memento Mori" ("Sei Dir deiner eigenen Sterblichkeit bewusst") mehr ins Gespräch zu bringen.
Friedhofmauern haben Platz für die Gestaltung
Schon in der Woche vor dem Memento-Tag verwandelte sich die Friedhofsmauer an der Lastenstraße in ein Kunstwerk. Die Graffiti-Künstler*innen canlab, katuuschka, ruin, video.sckre gestalteten die Wand in gelb, schwarz und weiß - in ihrem geweiligen unverwechselbaren Stil.
In der Dinghofer- und Friedhofstrasse findet sich bis 8. September eine Kunstinstalltion , die Streetart-Fotografien aus Athen/Griechenland mit Fragen aus dem Spiel „Sarggespräche“ von Verena Brunnbauer kombiniert.
Die Möglichkeit, selbst Graffiti auszuprobieren hatten Interessierte am Sonntagnachmittag an einem Nebengebäude des Friedhofs. Der Künstler canlab (Daniel Rappitsch) leitete den Workshop. "Unser Herz hat auf jedenfall das Leuchten der Augen und das Lachen der Kinder (inkl. Erwachsene) berührt, mit welcher Lebensfreude die „Secret Wall“ am St. Barbara Friedhof besprüht wurde", freut sich Nicole Honeck vom Verein sagbar.
Interaktionen am Friedhofsgelände
Innerhalb der Friedhofsmauern war bei der Hörstation "Lebensblüten" die Gelegenheit, Erinnerungsstücke aus der Lebensgeschichte verschiedener Menschen als "Hörblüte" akkustisch wahrzunehmen. Dieses Projekt wurde von Ursula Teurezbacher (Sterbe- und Trauerbegleiterin, ClinicClownin) und Christian Freisleben (Journalist und Improvisator) umgesetzt.
Die Installation "Engelsflügel" in Sektion 26 erinnert daran, dass wir füreinander auch Engel sein können: durch aufmerksames Zuhören, auf andere zugehen, durch ein Lächeln oder einfach nur da sein. Mittels Fotos mit Engelsflügeln konnte jede*r Teil des #MementoTag in Social Media werden.
Die Sargbar ist ein umgebauter mobiler Sarg, der zu Gesprächen an der Bar lädt. Verena Brunnbauer schafft an der Sargbar Raum und Zeit zu diskutieren, zu erforschen und gemeinsam Tabus zum Thema Tod und Sterblichkeit zu brechen. Um die Angst um das Thema Vergänglichkeit zu nehmen bietet das von ihr entwickelte Spiel "Sarggespräche" eine Einladung spielerisch in die Thematik einzusteigen. Die Sargbar war am ganzen MementoTag am St. Barbara Friedhof unterwegs.
Verein sagbar
Der neue Verein "sagbar - Es wird Zeit über den Tod zu sprechen" präsentierte sich an diesem Tag erstmals einer breiteren Öffentlichkeit - an verschiedenen Orten in und um den St. Barbara Friedhof. Verena Brunnbauer (Trauerbegleiterin, Trauerrednerin und Humorberaterin) und Nicole Honeck (Kommunikationswissenschaftlerin und Mediatorin) sind die Initiatorinnen. Künftig ist der Verein beim St. Barbara-Friedhof in den Räumlichkeiten der ehemaligen Blumenhandlung in der Friedhofstraße zu finden - und ansprechbar an der Sargbar.
Weitere Informationen im Veranstaltungs-Folder (.pdf)
Website DeathPositiv - Verein sagbar
Memento Tag 2020 am St. Barbara Friedhof
Fotos: sagbar. Text: Andrea Mayer-Edoloeyi.