Kreuzweg von Ruedi Arnold

Via Dolorosa

Schon viele Jahrhunderte folgen Pilger im Heiligen Land dem Weg der Kreuzigung Jesu‘. Die Ereignisse um das Leiden und Sterben Christi soll als leidensvoller, aber auch hoffnungsreicher Weg erlebt werden.
Im Jahr 2008 beauftragte die St. Barbara Gottesackerstiftung den österreichischen Künstler Ruedi Arnold (1945 – 2014), der aus Luzern stammte, mit der Gestaltung eines Kreuzwegs mit Bronzefiguren auf Säulen auf Waldviertler Granit.

14 Stationen

Der Weg der Friedhofsbesucher:innen führt durch 14 Szenen aus dem Leiden Christi. Die Darstellung stützt sich auf Gestalten, die schlank und fragil in den Raum ragen. Mit der Modellierung der Figuren führt der Künstler die Ausgesetztheit und gleichzeitig die Standhaftigkeit und Unbeugsamkeit, mit der Jesus seinen Weg bis zum Ende geht, eindringlich vor Augen. Der Künstler geht in seiner Auffassung der zentralen "Figur" - Jesus - von einer menschlichen Gestalt aus, deren Körperlichkeit er nur andeutet. Bis auf jene drei Stationen, bei denen Jesus unter dem Kreuz fällt, ist er - umgeben von weiteren Figuren - in eine Handlung eingebettet.

Kunstwissenschaftlerin Martina Gelsinger (Kunstreferat der Diözese Linz) beschreibt das Werk folgendermaßen: 

Ruedi Arnold modellierte die Figuren des Kreuzweges in Papiermaché über Kupferdraht, bevor sie in Bronze gegossen wurden. Mit ihrer Betonung der Gliedmaßen wirken die Gestalten fragil, amorph und nahezu ausgemergelt. Nicht in ihrem Gesichtsausdruck sondern in ihrer Körperhaltung, in ihren Gesten und Handlungen, spiegelt sich die Dramatik dieses Weges von der Verurteilung bis zur Grablegung wider. Mit der Modellierung der Figuren führt der Künstler die Ausgesetztheit und gleichzeitig die Standhaftigkeit und Unbeugsamkeit mit der Jesus seinen Weg bis zum Ende geht, eindringlich vor Augen: Das entschlossene "Schultern" des Kreuzes, die innige Umarmung seiner Mutter, die aufrechte, Trost spendende Begegnung mit den Frauen und das dreimalige gewundene Aufbäumen unter der Last des Kreuzes. Für die Besucher und Besucherinnen des Friedhofs bieten die einzelnen - auf Granitsäulen erhöhten - Szenen des Leidensweges Christi Haltepunkte, hinaufzublicken und sich der Haltung Jesu entsprechend aus der eigenen Trauer aufzurichten.

Weg zur Hoffnung

Eine Bronzetafel gibt den Pilgern das Leitmotiv der „Via Dolorosa“ mit auf den Weg: „Wir gehen mit Jesus durch Leiden, Kreuz und Tod bis zur Auferstehung.“ Auch für die Besucher:innen des St. Barbara Friedhofs soll der kunstvoll gestaltete Kreuzweg ein tröstlicher Ankerpunkt sein, sich aus der eigenen Trauer aufzurichten.

Der Künstler: Rudolf "Ruedi" Arnold

Ruedi Arnold wurde am 1945 in Luzern (Schweiz) geboren. Von 1962 - 1966 erhielt er an der Kunstgewerbeschule in Luzern eine Bildhauerausbildung; 1967 ging er nach Wien zu Prof. F. Wotruba an die Akademie der bildenden Künste. Neben diesem Lehrer hat für Arnold auch A. Giacometti eine wichtige Rolle für seine künstlerische Entwicklung gespielt. Von 1976 bis 2013 war er Univ.Prof. für Bildhauerei an der Universität Mozarteum Salzburg. Er verstarb im Jahr 2014.

Kreuzweg auch im ehemaligen St. Barbara Gottesacker

Auch im alten, 1599 angelegten, St. Barbara-Gottesacker in Linz, der in der Gegend des heutigen Friedensplatzes gelegen war (er wurde von der Bevölkerung damals "Geisterburg" genannt), befand sich ein Kreuzweg mit 14 Stationen. Im Jahr 1786 wurde dieser Friedhof endgültig aufgelassen. 

In Fortführung dieser Tradition und als Gebetsanleitung für die Friedhofsbesucher hat sich die St. Barbara-Gottesacker-Stiftung entschlossen, einen solchen Kreuzweg auch im heutigen Friedhof zu errichten. 

Für die Gestaltung wurde in Verbindung mit dem Kunstreferat der Diözese Linz ein geladener Wettbewerb ausgeschrieben, den der Salzburger Künstler Prof. Ruedi Arnold für sich entscheiden konnte. Die 14 figural gestalteten Kreuzwegstationen wurden am 18. März 2008 von Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz SDB eingeweiht.