Kintsugi-Einblicke mit Richard Eigner

Der Vortrag mit dem Künstler und Kintsugi-Experten Richard Eigner informierte am 15. Oktober 2024 über die traditionelle japanische Handwerkskunst.

Kintsugi wird oft vereinfacht als "Mit Gold zusammenfügen" erklärt.  Diese Beschreibung vereinfacht aber dieses hochkomplexe Thema.

Die Bearbeitung von zerbrochenen Teilen, um sie wieder zu einem neuen Ganzen zusammenzufügen ist ein langwieriger Vorgang aus vielen einzelnen Schritten. Die meisten davon sind anstrengende und zeitaufwendige Arbeiten wie Schleifen oder mit Messern und Skalpellen Kleberreste und Farbreste zu entfernen.

Gold selbst kommt nur in seiner reinen Pulverform zum Einsatz. Es wird auch mit anderen Materialien, Farben und Oberflächen gearbeitet. Sowohl Silber als auch Kupfer oder Rot-Lack. Vorab wird aber aufwendig geklebt und geschliffen. Und zwar ausschließlich mit natürlichem Urushipkleber. Dieser Kleber wird aus dem Urushibaum gewonnen, pro Baum kann aber nur alle 10 Jahre eine kleine Menge davon gelerntet werden. Keinesfalls verwenden sollte man einen billigen Ersatz mit Epoxidharzkleber wie es leider bei vielen bei uns erhältlichen Kinstugi Sets häufig zu finden ist.

Nach den ersten Klebevorgängen muss der Naturkleber circa drei Wochen bei 23 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 80% trocknen. Das passiert in eigenen Trockengefäßen, kann aber auch in einer Schachtel mit einem Feuchtigkeitsmessgerät durchgeführt werden, indem man mehrmals am Tag mit einer Sprühflasche Wasser einfügt.

Die Reparatur eines mehrfach gebrochenen Teiles mit der Kintsugi-Technik kann so in Summe durchaus mehrere Monate mit vielen Arbeitstunden in Anspruch nehmen.

Die aufwändige Tradition des Kintsugis kommt aus der japanischen Kultur und Religion wie auch die bekannten Teezeremonien. Wesentliche Faktoren sind das kontemplative und meditative Element. Am St. Barbara Friedhof verbinden wir im Kommunikationsdesign die Symbolik vom Kintsugi auch für den Übergang von der Trauer zur Erinnerung. Ein echtes Leben ist nicht mehr, schöne Erinnerungen können aber bleiben. Sie sind nicht dasselbe, aber ebenfalls schön. 

Das Vortrags-Publikumwar sehr interessiert und nach der Präsentation, die die Hintergründe und Vorgangsweisen zeigte, konnten noch viele Fragen persönlich beantwortet werden.

Zur Ankündigung

Fotos: Clemens Frauscher